viverrida: (books)
Ganz kurz und für beide passend: Charakterentwicklung all überall, Abweichung von der üblichen Erzählstruktur (soweit als vorhanden angenommen) und Endkämpfe in Partnerarbeit. Wohoo!
Außerdem ist Band 6 ein wahres Ironiefest und kommt mit einer Weiterentwicklung der Welt (wenn man so will) daher, auf die ich schon ein bisschen gewartet hatte. Alles in allem sehr erfreulich.
viverrida: (books)
Der zweite "Fall" von Miss Dido Kent kommt wieder mit viel Charme und Beobachtungsgabe für Zwischenmenscheleien daher. Außerdem gibt es auf persönlicher Ebene Erfreuliches für Dido, die aber (ebenso erfreulich) ihren Eigensinn nicht plötzlich über Bord wirft.
Pluspunkt für den eigentlichen Aufhänger der Geschichte, der erst ziemlich zum Schluss so wirklich rauskommt.
viverrida: (books)
Um mit dem anzufangen, was mir weniger gefallen hat: Das Buch hätte kürzer sein können. Ich mag lange Bücher und kann mich durchaus dafür begeistern, wenn sich eine Autorin Zeit nimmt, Charaktere einzuführen und der Leserin ein Gefühl für die Welt/Umgebung zu vermitteln, in der die Geschichte spielt. Aber wenn hier in (grob gesagt) der ersten Hälfte etwa 50 Seiten rausgekürzt worden wären, hätte das der Erzählung kaum geschadet, im Gegenteil. Ich war bis zu besagter Hälfte auch stark am Überlegen, ob ich das Buch nicht verkaufen soll, wenn ich damit fertig bin, und das ist kein gutes Zeichen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zu einem nicht geringen Teil lag das auch am Schreibstil. Ich habe mich mittlerweile ja doch (wider Erwarten, muss ich gestehn) mit erster Person Präsens als Erzählzeit/-form angefreundet. Aber bei zwei wechselnden "Erzählern"? Sorry, das funktioniert für mich überhaupt nicht. Zumal die beiden hier auch noch ziemlich exakt gleich klingen, so dass ich bis zum Ende des Buches, wenn ich bei den Kapitelüberschriften nicht aufgepasst hatte, manchmal erst auf der zweiten Seite eines Kapitels gemerkt habe, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Das hat es mir sehr, sehr schwer gemacht, mich in die Charaktere hineinzuversetzen, mit ihnen mitzufühlen. Schade. Und nervig.

Ungefähr ab der Hälfte des Buches kommt die Geschichte dann aber in Gang, und das muss ich der Autorin lassen: sie versteht es wirklich, Spannung zu erzeugen. Das ist dann auch der große Pluspunkt des Buches, dass man es ab einem gewissen Punkt kaum noch aus der Hand legen will. Oh, und die Pferde natürlich. Die sind toll. Und faszinierend. Und überhaupt.
Außerdem hat mir sehr gefallen, wie sich die – angenehm dezente – Liebesgeschichte (denn ganz ohne scheint es in einem Jugendbuch wohl nicht zu gehen) entwickelt hat.
Insgesamt also doch kein Fehlkauf und durchaus lesenswert.
viverrida: (books)
"Das" ist in diesem Fall das aktuelle Lesejahr und die Aussage ist durchaus ernstgemeint. Das erste gelesene Buch dieses Jahres ist A Moment of Silence von Miss Anna Dean, ein Krimi, wie ihn auch Jane Austen hätte schreiben können. Und zwar nicht nur was den zeitlichen Rahmen der Handlung und die gesellschaftliche Umgebung angeht, sondern auch die Sprache, der feine Humor oder auch etwas bösere Spott über die diversen Eigenheiten und Unzulänglichkeiten der verschiedenen Charaktere. Überhaupt, die Charaktere. Liebenswert, schrullig, nervig, seltsam, arschig, bösartig, und noch vieles mehr, aber überzeugend und lebendig wirken sie alle. Dazu noch ein mysteriöser "Fall", bei dem zumindest ich tatsächlich bis zum Schluss am Miträtseln war.
"Delightful", wie die edle Leiherin so treffend sagte, und ich freue mich schon sehr auf die weiteren Bände der Reihe.
viverrida: (books)
(Noch im November beendet. Ja, ich lese gerade ziemlich langsam.)
Ava Gray: Skin Game
Lässt sich wohl am besten als Nackenbeißer in modernem Setting beschreiben; dabei etwas weniger pornös als erwartet. Die Story war nicht spektakulär, aber durchaus passabel und schnell gelesen. Die Nebencharaktere waren teils schon interessant, insgesamt aber etwas stereotyp. Dafür fand ich die beiden Hauptcharaktere ziemlich großartig (vor allem ihn) und das ist ja immer gut. *g* 
Kann man also durchaus lesen, wenn einem der Sinn nach derartigem steht, muss man aber nicht. Was die Autorin als Ann Aguirre schreibt, gefällt mir jedenfalls sehr viel besser.
Im Übrigen funktioniert so eine Geschichte für mich besser in Kurzform, siehe unten.

Davor gelesen:
Ava Gray: Be delicious (short)
Eine Kurzgeschichte, die auf der Homepage der Autorin kostenlos angeboten wird. Lässt sich ähnlich wie obiges Buch beschreiben, nur dass Nebencharaktere hier eine seeehr untergeordnete Rolle spielen (was ihre tatsächlichen Auftritte angeht, nicht in Bezug auf ihren Einfluss auf das Geschehen) und ich den weiblichen Hauptcharakter hier lieber mag als den männlichen, weil sie irgendwie... lebendiger wirkt und außerdem bemerkenswert klischeefrei, wenn man ihre "Umgebung" bedenkt. Empfehlenswert, sofern man mit dem Genre was anfangen kann.

Davor hatte ich den letzten Band der Sirantha Jax-Reihe gelesen, aber die bekommt einen eigenen Eintrag. Irgendwann.
viverrida: (books)
Erweitert deshalb, weil ich das erste und letzte Buch hier im Juli bzw. September beendet habe.
Fangen wir mit dem letzten Buch des Julis an:

Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts
Aus der gleichen Sammlung wie das Irische Tagebuch. Las sich recht flott weg, unterhaltsame und kurzweilige Irrungen und Wirrungen, wobei mich die pubertären Gefühlsausbrüche des Protagonisten bisweilen ein klein wenig irritiert haben. Allerdings schien mir der Autor diese mit einer gewissen Ironie zu schildern, also hat das insgesamt schon gepasst.

Devon Monk: Tin Swift
Steamy! :-D Der zweite Teil ihrer Age of Steam-Trilogie las sich für mich Alles in Allem runder als der erste, es gab Luftschiffe (großartig!), dafür weniger anderweitige Maschinen (ein bisschen schade), die bereits bekannten Charaktere wurden näher beleuchtet, ein paar interessante neue eingeführt. In Sachen Romanzen könnte die Autorin meinetwegen ein bisschen subtiler sein, auch wenn mich das bisher nicht weiter stört. Einen (großen) Punkt Abzug gibt es aber, weil ich eine ausgeprägte Abneigung gegen Bauernopfer habe, vor allem, wenn sie von Anfang an offensichtlich sind. Billig. Und unnötig.
Wird mich aber trotzdem nicht vom nächsten Band abhalten.

Kameron Hurley: Infidel
In der Fortsetzung von God's War wird fröhlich weiter gemetzelt und gemeuchelt, man erfährt mehr über die verschiedenen Länder und Gesellschaft(sform)en auf Umayma und über die Käfer basierte* Technik und Magie der Welt.
Und natürlich über die alten und neuen Haupt- und Nebencharaktere. Ich bin seeehr gespannt, wo das alles noch hinführt; in diesem Band gab es da schon ein paar sehr interessante Entwicklungen auf persönlicher, biologisch/technisch/magischer und politischer Ebene.
* Die Idee finde ich ja nach wie vor einfach nur genial.

Kameron Hurley: Afterbirth
Ein faszinierender, neuer Blick auf die Welt der Bel Dame Apocrypha-Bücher. Erzählt aus der Sicht von Nyx‘ Mutter, einer interessanten Frau, die noch interessantere Entdeckungen macht. Eine Kurzgeschichte, die es bei aller Kürze schafft, den Charakter der Bakira so Dasheem – in den bisherigen Büchern nur am Rande erwähnt – unglaublich lebendig und „echt“ wirken zu lassen. Dass die Dame enthusiastische Sternguckerin ist, trägt zu meiner Begeisterung natürlich auch bei.

Kameron Hurley: The Seams Between The Stars
Hier wird der Blickwinkel (s.o.) noch einmal deutlich erweitert, weil diese Kurzgeschichte nicht auf Umayma, sondern auf anderen Welten, bzw. im Weltraum spielt. Ein paar hoch interressante (und brisante) Informationen erhält man da, wobei mich die Geschichte und Charaktere nicht so sehr gepackt haben, wie das bei Afterbirth der Fall war. Trotzdem sehr lesenswert, wenn man wenigstens God's War kennt.

Und auf zum September, wenn auch größtenteils noch im August gelesen:
Joe Abercrombie: Best Served Cold
Sehr genial. Zumindest für Leute, die etwas mir Rachegeschichten anfangen können.
Im Grunde kann man das Buch auch lesen, wenn man die First Law-Trilogie nicht kennt, aber die diversen, mehr oder minder langen Gastauftritte daraus bereits bekannter Charaktere machen halt doch viel mehr Spaß, wenn man diese Bücher auch gelesen hat. Zumal man dann auch einen gewissen... Überblick über die größeren Zusammenhänge und dergleichen hat.
Was mir bei der Trilogie noch nicht so sehr aufgefallen ist, bei Best Served Cold dafür aber umso mehr: Der Herr Abercrombie ist unheimlich gut darin, jeden seiner Charaktere mit Erzählperspektive ("POV character" klingt soviel einfacher *hust*) mit einer ganz eigenen Stimme auszustatten. Nicht nur, wenn sie direkt etwas sagen oder denken; für jeden Charakter ist Wortwahl, Satzbau und einfach die "Klangfarbe" der Sprache insgesamt in den jeweiligen Kapiteln eine andere, individuelle. In diesem Buch sind die Hauptcharaktere natürlich größtenteils recht verschieden, aber trotzdem. Ich bin neidisch.
viverrida: (books)
Goodreads sagt, dass ich dieses Jahr schon 44 Bücher gelesen habe; das sind mehr als im gesamten letzten Jahr. Wir ignorieren an der Stelle einfach mal, dass bei der diesjährigen Zählung auch ein paar Novellas ("Novellen" sind für mich was anderes /Erklärbär) und Kurzgeschichten dabei sind.
Kein schlechter Anlass, mal etwas auszuprobieren, mit dem ich schon eine Weile liebäugle: Zu allem, was ich lese, wenigstens ein paar Sätze zu schreiben. Nicht unbedingt im Sinne von ernsthaften Rezensionen, sondern einfach ein paar – mehr oder minder spontane – Gedanken dazu. Daher auch "Lesegedanken", bzw. "gedankenlese". (Ruhe da hinten, ich mag seltsame Wortspiele!)

In diesem Sinne, die letzten beiden Bücher, die ich beendet habe:

Kameron Hurley: God's War
Huh. Was für eine Welt. Wahrlich keine schöne, aber mit einer Detailverliebtheit geschildert und so schlüssig durchdacht und ausgearbeitet, dass es einfach eine Freude ist. Außerdem Charaktere, die zwar nicht unbedingt sympathisch sind, aber ausgesprochen lebendig und "echt" wirken. Fast am meisten hat mich aber begeistert, dass man es hier mal nicht mit dem üblichen "westlichen" Einheitsbrei der Fantasy-/Sci-Fi-Welten zu tun hat, sondern die fragliche Welt – Umayma – deutlich von der Arabischen inspiriert ist. Es lebe die Abwechslung, vor allem wenn sie aus so kompetenten Händen wie Ms Hurleys kommt.
Und Nyx ist ein großartiger Charakter, jawohl.

Heinrich Böll: Irisches Tagebuch
Teil einer Reihe von Klassikern, gebunden, in handlichem Format, das sich ganz dekorativ macht im Bücherregal; irgendwann mal bei Bertelsmann erschienen und deshalb ohne ISBN. Hmpf. Wurde mir schon vor längerer Zeit von meiner Mutter ans Herz gelegt und vor einigen Tagen habe ich es mir dann recht spontan herausgegriffen.
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich schon mal etwas von Böll gelesen habe, aber das Tagebuch ruft definitiv nach mehr. Seine Beschreibungen von Land und Leuten lassen bei aller feinen Melancholie doch sehr deutlich werden, wie sehr er Irland und seine Bewohner schätzt; ohne dass er übermäßig verklärt oder verkitscht, wohlgemerkt. Das Irland der 50er Jahre war nunmal kein Ort der grenzenlosen Freude.
Es gibt viele zitierwürdige Stellen, diese hier ist nur ein Beispiel dafür, wie er mit bildhafter Sprache das Beschriebene anschaulich macht, lebendig werden lässt: "Dunkelheit hing über Dublin: alles, was es zwischen Schwarz und Weiß an grauen Tönen gibt, hatte sich am Himmel sein eigenes Wölkchen ausgesucht, der Himmel war bedeckt wie mit einem Gefieder unzähliger Graus: kein Streifen, kein Fetzchen vom irischen Grün".
Ein bisschen hat mich das Tagebuch sprachlich ja an Catherynne M. Valente erinnert, was dann doch ein ziemliches Kompliment ist.


Fortsetzung folgt.
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